Lernen in Struktur und Freiheit

Lernen ist individuell unterschiedlich und Lernen braucht Strukturen

Es gibt kaum eine Schule, die sich nicht dem Ziel verschrieben hat, ihre Schülerinnen und Schüler zu einem möglichst hohen Maß an Selbständigkeit und Eigenverantwortung zu führen. Die spannende Frage ist, wie das im Unterricht erreicht werden kann. Dabei ist ein Blick in die lernpsychologische Forschung hilfreich: In zu frontalen Settings kann die Eigenverantwortung und Selbständigkeit der Lernenden nicht erreicht werden und es fehlt häufig die aktive Auseinandersetzung der Schüler/innen mit dem Unterrichtsstoff. Ist der Unterricht jedoch zu offen, fehlen den Schüler/innen häufig die dringend notwendigen Strukturen um mit dieser Freiheit produktiv umgehen zu können.

An unserer Schule ist die Unterrichtsgestaltung deshalb durch drei Komponenten bestimmt: Individualisiertes Lernen, kooperatives Lernen und gemeinsamer Unterricht im Klassenverband.

 

Individualisiertes Lernen (IL): In jedem Fach gibt es einen hohen Anteil an individualisierter Lernzeit, in der sich die Schüler/innen intensiv mit den Unterrichtsinhalten auseinandersetzen. Dabei werden die Schüler/innen zu dieser Form des Lernens und Arbeitens ab der ersten Klasse angeleitet und systematisch hingeführt, beispielsweise in Form von Lerntheken, Stationenarbeit und der Arbeit mit Wochenplänen. Diese enthalten jeweils die Möglichkeit des differenzierten Arbeitens im eigenen Lerntempo, so dass Lernerfolge auf den verschiedenen Niveaustufen möglich sind. Die individualisierten Arbeitsphasen enthalten in der Regel Möglichkeiten der Selbsteinschätzung und der Rückmeldung.

Gerade in der Gemeinschaftsschule ab Klasse 5 stellt die Arbeit mit Wochenplänen eine zentrale Säule unserer Konzeption dar. Sie stellt sicher, dass die Schüler/innen sich schnell und problemlos in das neue System der Lernorganisation einfinden können, denn es ist eine systematische Weiterführung der Arbeit im Primarbereich.

 

Kooperatives Lernen: Lernen ist ein sozialer Prozess und die Kooperationsfähigkeit der Schüler/innen ein wesentliches Ziel. Individualisiertes Lernen bedeutet keineswegs, dass die Schülerinnen und Schüler „alleine“ lernen und arbeiten. Zu den Schlüsselkompetenzen gehört, dass die Lernenden zusammenarbeiten und gut kooperieren können. In sinnvollen kooperativ gestalteten Unterrichtsarrangements wird sichergestellt, dass dies regelmäßig gelernt und geübt wird. Dabei lernen die Schüler/innen gegenseitig Verantwortung sowohl für sich selbst als auch ihre Lernpartner und die Lerninhalte zu übernehmen, sich gegenseitig Feedback und Rückmeldungen zu geben, sich zu unterstützen und sich in partner- und gruppenbezogene Lernprozesse produktiv und sinnvoll

Lernen im Klassenverband: Gemeinsamer Unterricht als Ausgang für individualisierte Vertiefungen
Dem Lernen im Klassenverband kommt nach wie vor eine große Bedeutung zu. Das Ziel der Gemeinschaftsschule kann es nicht sein, dass die Schüler/innen „vereinzelt vor sich hin lernen“ und es keine gemeinsamen Themen und Inhalte gibt. Im Gegenteil: Vielmehr ermöglicht unsere Unterrichtsgestaltung, dass es bei jedem Thema gemeinsame Phasen mit der gesamten Klasse gibt, die wiederum Ausgangspunkt für individualisierte Vertiefungen und kooperative Lernphasen sind.
Die Arbeit mit der ganzen Klasse ist darüber hinaus Ausgangspunkt für soziales Lernen und die Teambildung in den jeweiligen Klassen. Beispielsweise sind im Stundenplan nahezu aller Klassenstufen feste Klassenlehrerstunden verankert, in denen soziale und gruppendynamische Prozesse der Klasse reflektiert und aufgearbeitet sowie gemeinsame Aktionen geplant werden.

Lehrkräfte vermitteln ihr Expertenwissen
Zur Rolle der Lehrkräfte gehört auch an der GMS nach wie vor die gezielte und strukturierte Vermittlung von Wissen! Sie sind Experten für die Unterrichtsthemen und unterstützen die Lernenden gezielt mit Einführungen und Erklärungen (neudeutsch: „Inputs“) in ihren Lernprozessen. Diese Inputs können sowohl mit der gesamten Klasse (z.B. bei der grundlegenden Einführung in ein Thema) als auch mit einzelnen Teilgruppen durchgeführt werden (z.B. bei vertiefenden Aspekten eines Themas oder speziellen Wiederholungsangeboten).

Inputs grenzen sich vom „klassischen Frontalunterricht“ dadurch ab, dass dabei vermehrt die lernpsychologischen Erkenntnisse zur Gestaltung der „direkten Instruktion“ zum Tragen kommen: Inputs sind knapp gehalten, setzen auf eine klare Struktur und Visualisierung. Die Devise lautet:

Ja zu frontalen Phasen, sie müssen aber begrenzt und gut gestaltet sein!“