IMP-Profil bei Endress+Hauser

Fachliche Kompetenzen und betriebliche Anwendung gehen Hand in Hand

Anwendungsbezug hat Vorrang vor „trägem Wissen“

Wer kennt es nicht aus der eigenen Schulzeit? Es werden Unmengen „Stoff“ vor einer Klassenarbeit gelernt, dann abgespult und aufgeschrieben und danach wieder vergessen. Die Lernpsychologie zeigt darüber hinaus eindeutig, dass dieses Wissen für die Anwendung in konkreten Situationen, z.B. zum Lösen von Problemen, nicht verwendet wird, weshalb häufig von „trägem Wissen“ gesprochen wird. „Die Anhäufung von „trägem Wissen“ kann aber natürlich nicht der Anspruch an eine moderne naturwissenschaftliche schulische Bildung darstellen. Aus diesem Grund haben wir in Neubulach von Beginn an nach Wegen gesucht, wie fachliche Kompetenzen ganz konkret mit betrieblicher Anwendung und mit der Umsetzung von Projekten verknüpft werden können.“ (Dominik Bernhart)

 

Dieser Ansatz liegt der Bildungspartnerschaft mit Endress+Hauser streng zu Grunde. Jährlich werden gemeinsam Projektideen entwickelt, die dann gemeinsam von Auszubildenden und Schülerinnen und Schülern umgesetzt werden. Dabei werden schulischer Bildungsplan und betriebliche Ausbildungspläne abgeglichen und Schnittmengen gesucht, so dass die Kooperationsprojekte auf beiden Seiten Teil der Ausbildung sind. „So erreichen wir eine ganz selbstverständliche Verzahnung von schulischer und betrieblicher Ausbildungsarbeit, die sich deutlich von den weit verbreiteten „Eintages-Aktionen“ im Bereich der Berufsorientierung unterscheidet. Das macht das Ganze nachhaltig und sehr tragfähig.“ freut sich IMP-Fachleiter Christian Zachrich und betont, dass sich damit win-win-Situationen schaffen lassen, in denen sowohl Schule als auch Unternehmen profitieren können. Das innovative Konzept hat mittlerweile bundesweit für Aufsehen gesorgt und wurde mit dem SCHULEWIRTSCHAFT-Preis 2021 ausgezeichnet.

 

Betriebsbesichtigung und Vorstellung von Ausbildungsberufen

So stand auch in diesem Schuljahr ein Besuch der Schülerinnen und Schüler des IMP-Profils am Unternehmensstandort in Gerlingen auf der Agenda. Dabei stellten Auszubildende ihre Unternehmensgruppe und vor allem auch ihre Ausbildungsberufe und ihre dualen Studiengänge vor.

Ein großer Stellenwert hatte die Betriebsführung durch die Produktion. Hier lag der Fokus auf der Umsetzung automatisierter Steuerungsprozesse im betrieblichen Alltag, wodurch ein direkter Bezug zu den schulischen Inhalten hergestellt werden konnte.

„Ich fand es sehr beeindruckend zu sehen, wie die Fertigungsstraßen arbeiten und wie die Arbeitsabläufe organisiert sind.“ berichtete Lily aus der Klasse 9a.

Neuauflage: Stratoflight 2.0

Die Vereinbarung über die Bildungspartnerschaft umfasst jährlich die Umsetzung eines Großprojektes. Das erste spektakuläre Großprojekt war der Start eines Stratosphärenballons im Jahr 2021. In der Version 2.0 soll das Projekt wiederholt und dabei deutlich verbessert werden: Es wird mehr Kameras an Bord geben, leistungsfähigere Ein-Platinen-Computer und neue Sensoren, um noch mehr Forschungsdaten zu erheben. Ein Augenmerk wird diesmal auf der Messung der Ozonkonzentration liegen. Der geplante Start ist im Oktober vorgesehen.

„Es ist sehr schön zu sehen wie die Schülerinnen, Schüler und unsere Azubis Hand in Hand zusammen wirken, um auch dieses Projekt gemeinsam zum Ziel zu bringen. Lobend hervorheben möchte ich ausdrücklich die fachliche Unterstützung von IMP-Fachleiter Christian Zachrich und unserem Senior Ingenieur und Entwickler Holger Speck, die diese Kooperation mit ihrem großen Engagement mit Leben füllen und ermöglichen!“
(Philipp Jourdan, Endress+Hauser)

 

Programmier-Workshops

Doch bevor es soweit ist, muss noch vieles organisiert und programmiert werden. Dafür gab es bei Endress+Hauser drei Workshop-Runden, in denen die Schüler/innen in die Programmiersprache PYTHON eingeführt wurden. Die Arbeit mit den neuen Mikrocontrollern an Bord des Ballons erfordert eben auch die Anwendung einer neuen Programmiersprache. Ausbildungsleiter Holger Speck und vier seiner Auszubildenden coachten die Schüler/innen in Kleingruppen und vermittelten die Grundlagen, so dass nun im nächsten Schritt die arbeitsteilige Arbeit für das Ballon-Projekt starten kann: Einige Komponenten werden von den Schüler/innen, andere von den Auszubildenden programmiert.

 

„BO durchstarten“

Das Kultusministerium hat zur Re-Aktivierung der Berufs- und Studienorientierung nach den coronabedingten Einschränkungen die Aktion „BO durchstarten“ ins Leben gerufen, bei der im Juli eine Woche lang konzentrierte Aktionen und vor allem Praktika stattfinden sollen. Konrektorin Nadine Waidelich, die die BO/SO-Aktivitäten an der GMS Neubulach koordiniert, schmunzelt: „Wir sind sehr froh darüber, dass wir die Berufs- und Studienorientierung schon immer sehr eng mit unseren schulischen Curricula verwoben haben, dass wir dafür eigentlich keine Sonderaktion bräuchten. Das zeigt das Beispiel des Profilfaches IMP sehr deutlich: Die Berufs- und Studienorientierung ist ein selbstverständlicher Teil unseres Schulalltags, so dass wir fast sagen können: Es vergeht eigentlich kaum eine Woche, in der wir nicht mit „BO durchstarten“.

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